Das Ergebnis: Alle sind drin
Ochtrup – Mehr als eine Dreiviertelstunde lang füllen sie während der Auszählung geduldig ihre Strichlisten. Letztlich steht fest: Jeder Kandidat fürs Jugendparlament hat mindestens eine Stimme bekommen und ist somit dabei. Los geht‘s mit einer Sitzung am 20. Juni.
Von Katharina Fiegl, aus dem Tageblatt für den Kreis Steinfurt.
Wer politische Erfolge feiern will, braucht Ausdauer. Dass ihnen die nicht fremd ist, durften die angehenden Jugendparlamentarier am Dienstagnachmittag gleich mal unter Beweis stellen.
Punkt 16 Uhr geht‘s los: Jeder Schüler blickt im Sitzungszimmer des Rathauses auf einen Papierbogen. Die Auszählung der Stimmen steht auf dem Programm. Und Manfred Wiggenhorn und Heiner Stücker aus der Stadtverwaltung wollen auch wirklich sicher gehen, dass kein Wahlzettel unberücksichtigt bleibt. Also liest Wiggenhorn einen Namen nach dem anderen vor – und die Jugendlichen sowie Stücker machen Strich für Strich in ihrer Liste.
Fünf Minuten. Zehn Minuten. 15 Minuten. 18 Minuten – und nun steht fest: Jeder Kandidat hat mindestens eine Stimme. Sprich: Jeder zieht ins Parlament ein. Der Spannungsbogen knickt ein. „Sind‘s noch viele?“, fragt Julian Zurkuhl nach einer halben Stunde. Wiggenhorn grinst – und macht unverdrossen weiter.
Immer mal wieder lässt der Wahlleiter die Zwischenergebnisse vergleichen. Und die Jugendlichen lernen gleich das geläufige Instrument zur Beschlussfassung kennen: die Abstimmung. Denn hier fehlt ein Strich, da hat sich einer dazugemogelt – die Mehrheit bekommt Recht. „Ich dachte eigentlich, so eine Strichliste wäre idiotensicher“, staunt Wiggenhorn und schüttelt den Kopf.
Anna Löcker vom Gymnasium liegt klar in Führung. Bestimmt habe sie sich die bei McDonald‘s erkauft, frotzelt Lars Mantke. Die 15-Jährige zeigt sich unbeeindruckt. Stoische Ruhe – auch die kann nicht schaden in der Politik.
Ob Lars selbst im Fastfood-Tempel unterwegs gewesen ist? Immerhin verzeichnet der 16-Jährige am Ende unter den Realschülern die meisten – 52 – Stimmen. Sein Pendant von der Hauptschule (49 Stimmen) heißt José Miranda, ist 15 Jahre alt und ein alter Hase: Er gehörte schon dem ersten Parlament an. Anna indes kommt nach mehr als einer Dreiviertelstunde als erfolgreichste Gymnasiastin auf 75 Stimmen.
Bei fast 25 Prozent hat die Wahlbeteiligung gelegen. Beim letzten Mal sind etwas über 40 Prozent zur Urne gegangen. Wiggenhorn sieht mehrere Gründe: „Im Gymnasium haben wir gar keine Durchsage am Wahltag machen können, in der Realschule erst kurz vor Schluss.“ Die älteste Bewerberin sei erst 17 gewesen – „die älteren Stimmberechtigten wählen ja keinen Jüngeren, also gar nicht“. Außerdem hatte beim letzten Mal bei 33 Kandidaten jeder Angst, nicht reinzukommen, und sich um Unterstützung bemüht. „Oder habt Ihr diesmal auch Werbung gemacht?“, fragt Wiggenhorn. Anabel Ultee antwortet grinsend: „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss.“